Das Kloster und  der Orden der Unbeschuhten Karmeliter (OCD)

Seit Oktober 2007 leben in Basel drei Patres der Provinz Manjummel (Kerala, Indien) des Ordens der Unbeschuhten Karmeliter (OCD). Sie bilden ein kleines Kloster im dicht besiedelten und multikulturellen Klybeck-Quartier in Kleinbasel. Der Orden der Unbeschuhten Karmeliter zeichnet sich aus durch eine tiefe Spiritualität, die im Laufe der Geschichte große Mystikerinnen und Mystiker hervorgebracht hat. Der Orden ist kontemplativ und apostolisch ausgerichtet.

Ort der Begegnung

Das Kloster ist 24 Stunden am Tag offen und ist so bereits im ersten Jahr seines Bestehens zu einem Ort der Begegnung geworden. Täglich melden sich verschiedene Menschen an der Klostertür. Sie finden hier immer einen Menschen, dem sie begegnen können. So hat sich ein grosses Netz von Menschen verschiedenster Herkunft, Alter und Milieus gebildet, die mit dem Kloster in regelmässigem oder sporadischem Kontakt stehen. 


Geschichte der Karmeliter

Der Orden wurde Ende des 12. Jahrhunderts auf dem Berg Karmel im heutigen Israel gegründet und erhielt 1452 seinen weiblichen Zweig. Teresa von Jesus, die spanische Heilige und Mystikerin aus Avila (+1582), reformierte den Orden der Allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel und gründete Klöster, die sich an der Lebensweise der Einsiedler und der Geschwisterlichkeit der Urkirche orientierten.

Der Name unseres Ordens leitet sich ab von dem in Palästina liegenden Gebirgszug. Vom Wort her bedeutet Karmel «Baumgarten» und «Fruchtgarten».

Die Haltung des Propheten Elija, er wird oft auch Vater des Karmel genannt- ist bedeutsam: ein Mann, von Gott ergriffen, zunächst feurig für Gott durch äußere Taten eintretend, dann sich zurückziehend, verborgen in einer Höhle auf Gott wartend, der sich so anders offenbart als erwartet, nicht im Sturm, nicht im Feuer, sondern im leichten Säuseln, fast überhörbar. In unserer Regel ist es so geschrieben: «Tag und Nacht im Gesetze des Herrn betrachten und im Gebete wachen.»

Zu allen Zeiten zogen sich Einsiedler auf diesen Berg Karmel zurück, um wie der Prophet Elija ein Leben in Einsamkeit und Gebet zu führen. Im Jahr 1209 gab der Patriarch Albert von Jerusalem diesen Einsiedlern eine Lebensordnung. Das Neue war: keine patriarchalische Hierarchie sondern eine Gemeinschaft von Brüdern (Kollegium Christi). Es blieb erhalten das eremitische Element, aber innerhalb einer Gemeinschaft. Dies sind auch heute noch wichtige Kennzeichen der Karmelspiritualität: Gebet, Einsamkeit, Gemeinschaft.

Unser Orden hat den Namen: Orden der Allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel. In dem konkreten Leben der Verborgenheit ist Maria uns Vorbild. Mit ihrer Antwort an den Engel: «mir geschehe» ist ihre Weise der Teilnahme am Erlösungswerk Christi ausgedrückt. So wollen auch wir in der Annahme und im Gebet, nicht im tätigen Apostolat für die Menschen da sein.

 

Heilige Karmeliter

 

Spiritualität

Die karmelitanische Art, nach dem Evangelium zu leben, hat eine mehr als 800-jährige Geschichte. Die Wurzeln reichen bis ins frühe 13. Jahrhundert zurück. Damals entstand im Karmelgebirge, im Heiligen Land, der Stammorden aller heutigen karmelitanischen Gemeinschaften und mit ihm eine Spiritualität, die sich nach und nach vertiefen und entfalten sollte. 

Ihren Ursprung verdankt diese Spiritualität ein paar Kreuzfahrern und Palästinapilgern, die sich um das Jahr 1200 im Karmelgebirge niederließen und zu einer Eremitenkommunität zusammenschlossen - jungen Männern, die es mitten in der lauten, waffenklirrenden Kirche ihrer Zeit in die Stille zog. Sie tauschten Pilgerkleid und Kreuzfahrerrüstung gegen die «Waffenrüstung Gottes» (Eph 6,11) ein und wollten fortan das Evangelium zur Richtschnur ihres Lebens machen. 

In Elija, der nach biblischer Überlieferung zweitausend Jahre vor ihnen an denselben Ort gekommen war, fanden sie zudem ein Leitbild vor, an dem sich ihre neue Lebensform orientieren konnte. «Der Herr der Heerscharen lebt, Israels Gott, und ich stehe vor seinem Angesicht» (1 Kön 17,1), hatte Elija gesagt. Wie er wollten auch sie «vor dem Angesicht Gottes stehen», mit Gott als einer lebendigen Wirklichkeit, als einem personalen Gegenüber leben. Als sie sich von ihrem Bischof in Jerusalem eine Ordensregel erbaten, ging es ihnen nicht zuerst um die Festschreibung besonderer Zeiten für das "geistliche Leben". Sie wünschten sich vor allem eine Beschreibung ihrer Spiritualität, aus der sie den gesamten Lebensalltag geistlich leben wollten: Ob während der «geistlichen Übungen» oder während der täglichen Arbeiten - es gilt, so wussten sie, sich die Gegenwart Gottes zu vergegenwärtigen und mit dem auferstandenen, lebendigen Christus durch den Tag zu gehen, aktiv zu sein in der Kontemplation und kontemplativ in den Aktionen.  

Eine Marienkirche aus dem 5. Jahrhundert, deren Grundmauern die Eremiten auf dem Karmel vorfanden, war der äußere Anlass, sich ausdrücklich auch an Maria zu orientieren. An ihr konnten sie ablesen, wie man sich ganz der Wirklichkeit Gottes öffnen und in immerwährender Verbundenheit mit ihm leben kann. Sie sahen in Maria ihre «Patrona», die Erste in ihren Reihen; sie nannten sie «Schwester», sich selbst schon bald «Brüder unserer Lieben Frau vom Berge Karmel». Wie Maria und mit Maria in Gott das DU finden - das ist bis heute der Grundzug karmelitanischer Spiritualtät. 

Als im Laufe des 13. Jahrhunderts die politischen Umstände den neuen Orden zwangen, Palästina zu verlassen, fanden die Karmeliten, wie man die Mönche nun nach ihrem Ursprungsort nannte, schnell Verbreitung in den westlichen Ländern der christlichen Welt. Ähnlich wie die Franziskaner und die Dominikaner, wurden sie auch als Seelsorger tätig. «Beten und Beten lehren» wurde das Leitmotiv ihres Lebens und Wirkens. Im Umfeld ihrer Klöster gab es bald Gläubige, die sich von ihrem Geist inspirieren ließen; hier liegen die Wurzeln der Laiengemeinschaft, die heute zum Orden des Teresianischen Karmel gehört. Im 15. Jahrhundert begannen die ersten Frauengemeinschaften nach der Karmelregel zu leben. Karmelitinnenklöster entstanden.  

Im 16. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Reformation, gründete in Spanien die Karmelitin Teresa von Ávila, unterstützt durch den Karmelitenpater Johannes vom Kreuz, einen neuen Ordenszweig, den «Unbeschuhten Karmel». Beide Ordensgemeinschaften, der Stammorden der KARMELITEN und der Reformorden der TERESIANISCHEN KARMELITEN - so ihre heutigen Namen -, sind seither durch diese beiden spanischen Mystiker und Kirchenlehrer spirituell geprägt. (P. Reinhard Körner OCD)